Soufiane Hennani ist ein mutiger Mann - er kämpft
in Marokko für die Rechte Homosexueller, unter anderem in einem
Podcast, in dem er eine "positive Männlichkeit" gegen "toxische Männlichkeit" definieren will. Das Land hat sich längst modernisiert. Nur die
Gesetzgebung hat nicht mitgezogen. Und so sind die Menschen gezwungen, ihre Freiheit im Verborgenen auszuleben,
erzählt er im Gespräch mit Ivan Jablonka: "Die Absurdität des verbotenen Sexuallebens liegt auch in der Ungerechtigkeit. Wenn man reich ist, wenn man in ein
Fünf-Sterne-Hotel geht, auch als Homosexueller oder als jemand, der eine außereheliche Beziehung hat, wird niemand nach einem suchen.
Ist man aber arm... Nehmen wir als Beispiel zwei 17- oder 18-jährige Jungen, die sich lieben, die aber keinen Raum der Liebe für sich haben: Sie gehen an den Strand, küssen sich, und dann kommen die Polizisten, um sie zu verhaften, sie zu erniedrigen und manchmal sogar zu zwingen, eine Geldstrafe zu zahlen." Die
Unehrlichkeit in Bezug auf Homosexualität gefährdet auch die Frauen, hat Hennani in seinem Engagement gegen Aids erfahren: "Damals hatte ich erfahren, dass sich
70 Prozent der Frauen, die mit HIV leben, durch ihre Ehemänner angesteckt haben, ohne es zu wissen. Diese Zahl hat mich sehr betroffen gemacht. Daraufhin fragte ich mich, wie Männer sich engagieren könnten, um etwas zu ändern." In höchsten Tönen spricht Hennani übrigens über
die Beiträge Leila Slimanis zur Debatte über Sexualität in Marokko.
Alain Blum und Sergei Zakharov
schreiben über eine der Obsessionen Wladimir Putins, die
Demografie. Gerne tönt Putin, dass Russland mit seinen traditionellen Familienwerten dem Westen überlegen sei, nur hat Russland eine der
niedrigsten Geburtenraten Europas und ein sehr niedriges durchschnittliches
Sterbealter - selbst wenn sich die Zahlen in den goldenen Jahren des Putinismus zu Beginn des Jahrtausends verbessert hatten. Durch den Krieg, den Putin unter anderem zu führen scheint, um seinem Land
zusätzliche Bevölkerung einzuverleiben, verschlechtern sich die demografische Prognosen wieder: "Während die Folgen des Krieges .. kaum vorhersehbar sind, gibt es doch einige wahrscheinliche Faktoren. Die
Alterspyramide der Bevölkerung der Russischen Föderation ist für ein Bevölkerungswachstum sehr ungünstig, da die gebärfähigen Jahrgänge in den nächsten Jahren immer kleiner werden. Außerdem sind die
Männer dieser Generationen mobilisierbar: Ein Teil von ihnen hat das Gebiet der Russischen Föderation verlassen, um der Mobilisierung zu entgehen, als die anderen nun einberufen wurden. Diese Faktoren erklären übrigens höchstwahrscheinlich die unerwartete Entscheidung, das Alter der mobilisierbaren Männer von 18-27 auf 21-30 Jahre zu ändern."